Virtuell ausgestellt: Perspektiven auf Armut in der Frühen Neuzeit

In Kooperation mit dem Forschungszentrum Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit (IKFN) und der Universitätsbibliothek haben Studierende der Geschichtswissenschaft mit ihrer Professorin Siegrid Westphal und Julia Fesca als Kuratorinnen die Web-Ausstellung »Armut denken – Armut lenken. Drucke, Handschriften und Objekte erzählen aus der Frühen Neuzeit (1500-1800)« inhaltlich erarbeitet, praktisch umgesetzt und bis zum Go-live am 8. Juli gemeinsam engagiert vorangetrieben. Im hybriden Wintersemester 20/21 begann die Quellenarbeit im Rahmen eines Projektseminars, wie es sie unter Professorin Westphals Leitung in Vor-Coronazeiten schon mehrfach gegeben und analoge, physisch erfahrbare Ausstellungen zum Ertrag gehabt hatte. Zuletzt die in und mit intensiver Unterstützung der Bibliothek 2018/19 präsentierte, im Nachgang mit dem Piepenbrock-StudierendenProjekt-Preis ausgezeichnete Ausstellung »FriedensFreud und Krieges-Leid« – Altdrucke aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Die aktuelle Ausstellung widmet sich in sieben Kapiteln oder Stationen dem Thema der Armut im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation in den ersten Jahrhunderten der Neuzeit: Armut in der Frühen Neuzeit, Arme und Bedürftige, Ursachen für Armut, Umgang mit Armen, Stigmatisierung von Armen, Begegnungen zwischen Armen und Nicht-Armen, Selbstdarstellung von Armen. Auf der Grundlage zeitgenössischer Texte, in Manuskripten oder Altdrucken tradiert, Kupferstiche sowie Objekte, die in großer Zahl digital abgebildet, zum Teil ‚blätterbar‘ und sämtlich beschrieben sind, lässt sie ein breites und reich facettiertes Panorama erstehen: von materieller Not, Marginalisierung und sozialer Exklusion, aber auch von der Armenfürsorge, ihren Bedingungen und ihren Trägern.

Direktlink zur Ausstellung: www.ausstellung-armut-fnz.uni-osnabrueck.de

Im Prolog der beiden Kuratorinnen heißt es zur „Konzeption der Ausstellung als studentisches Projekt“:

Anhand vielfältiger frühneuzeitlicher Schriftquellen wie obrigkeitlichen Verordnungen, wissenschaftlichen Traktaten und literarischen Texten, aber auch anhand von Epitaphen, Bettelzeichen und Armenmarken als materiellen Quellen beleuchtet die Ausstellung das Denken über Armut aus verschiedenen Perspektiven. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Punktuell werden auch das Königreich Großbritannien sowie die Alte Eidgenossenschaft miteinbezogen. Dabei wird deutlich, dass es während der Frühen Neuzeit verhältnismäßig viele Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Perspektiven im Denken über Armut und Arme gab. Zugleich hatte dies auch einen Einfluss auf das Handeln der zeitgenössisch Beteiligten. Eine Verständigung darauf, wer als arm anzusehen war konnte für den Umgang mit Armut, Armen und Bedürftigkeit nicht nur eine Orientierung bieten. Vielmehr wurde sie auch aktiv als Lenkungsinstrument genutzt – sowohl um das Verhalten der ‚Nicht-Armen‘ als auch das der ‚Armen‘ zu steuern.

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